Erfahrungen vom ersten Tag auf der Strecke mit nem 8-jährige
Verfasst: Mo 30. Jan 2017, 10:19
Hallo zusammen,
ich war gestern erstmals mit dem Sohn auf der Strecke (Kerpen) und möchte kurz meine Erfahrungen schildern.
Zum einen, weil ich mir ein paar Tipps für die Zukunft erhoffe, vor allem aber, weil ich meine Erfahrungen an andere weiter geben möchte, die Ähnliches vorhaben.
Zu aller erst möchte ich kurz die Voraussetzungen schildern:
Papa, im Motorsport nicht unbefleckt, praktische Erfahrungen im Automobilsport (VLN) und Slalom, gelernter KfZ-Elektriker, aber letztlich seit 25 Jahren aus dem Beruf raus.
Sohn, 8 Jahre, einzige Erfahrungen im Kinderkart auf der Indoorbahn, dort 3x gefahren.
Vor ein paar Wochen habe ich meinem Sohn per Internet zum Einstieg ein Mach1-Bambini-Kart mit Gazelle-Motor ersteigert (wohl wissend, das man mit dem Teil im Jahr 2017 nirgends auf der Welt mehr auch nur nen
Plastikpokal gewinnen kann). Ich wollte einfach mal etwas in die Materie einsteigen und mich mit dem, für mich völlig neuen, Kartthema auseinander setzen.
Kartwagen gekauft, das Bodywork komplett erneuert, Schrauben und Verbindungen zum Teil erneuert, Seilzüge eingestellt.
Halt alles auf nen recht guten Ist-Zustand gebracht.
Während dessen habe ich viel gelesen, über den Motor, das Chassis, die Regeln, aber auch über die "ungeschriebenen Gesetze" an und auf der Bahn.
Dann ging es zum ersten Mal los.
Kart in den Anhänger, Werkzeug und Reserve-Verschleißteile eingepackt und etwas nervös losgefahren (trotz eines gewissen Alters und der damit zusammenhängenden Erfahrung erwartete mich dennoch
absolutes Neuland).
Angekommen, Kart raus aus dem Anhänger und auf den Wagen (Kunststoffplane drunter). Das geht natürlich nur mit Hilfe. Der Junge ist zwar nicht der Schmächtigste, aber soviel
Kraft hat er dann auch noch nicht...
Da die Strecke noch komplett nass war, mussten erst mal die Regenreifen drauf.
Erledigt.
Streckengebühr bezahlt, den Jungen (vor lauter Adrenalin war sein Körper steif wie ein Brett) ordentlich angezogen (Helm, Neckbrace, Brust/Rippenschutz, Anzug, Schuhe, Handschuhe) und
mit den besten Wünschen auf seine allererste Runde (auf wie gesagt klatschnasser Strecke) geschickt.
Neben den "erfahrenen" Jungs im ähnlichen Alter, die aber allesamt schon ein paar Jährchen im Kart unterwegs waren, tummelten sich auf der Strecke auch die "Alten", zum Teil sogar im Schalter unterwegs.
Zwischendurch: das war fahrlässig von mir! Würde ich heute so auf keinen Fall mehr machen!
Nach 2-3 Runden "spazierenfahren" und einem Ausritt in die Botanik vor Schreck, weil die anderen mit einem vielfachen von seiner Geschwindigkeit an Überschuss an ihm vorbei flogen, kam er dann in die Box.
Zitternd, fix und fertig und mit Tränen in den Augen.
Wir haben uns dann im Auto unterhalten.
Ich habe ihm gesagt das er alleine entscheidet ob und wie es weiter geht und ich jede Entscheidung total respektiere.
Wenn er es gewollt hätte, hätte ich sofort alles eingepackt und wir wären nach Hause gefahren.
Das wäre dann auch höchstwahrscheinlich das Ende für Ihn in diesem tollen Hobby gewesen....
Er hatte die totale Angst bekommen bei seinem ersten Turn. Angst - der wohl schlechteste Ratgeber im Motorsport...
Aber er wollte nicht so schnell aufgeben und sagte mir unter Tränen, dass er auf jeden Fall wieder raus auf die Strecke möchte.
Mit einem sehr unguten Gefühl und einer extremen Unsicherheit, ob das was ich hier gerade tue das Richtige ist, habe ich ihn wieder fahren lassen.
Schneller wurde er zuerst nicht. Neben den anderen Fahrern, die natürlich in ihrer Renngeschwindigkeit unterwegs waren, erschien er wie ein Reisebus voller Japaner inmitten eines DTM-Rennens auf der Nordschleife.
Ich bin mir heute bewusst, das er nicht nur ein Hindernis auf dem Weg zu einer schnellen Runde für die anderen war, sondern auch letztlich eine gewisse Gefahr für sich und die anderen darstellte.
Daher würde ich das, nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, so in der Form auch nie wieder machen bzw. zulassen.
Aber er wurde nach und nach schneller. Zum Schluss sogar so schnell, dass er sich über den Motor beschwerte, der nunmehr bei Volllast die Arbeit versagte, da der Vergaser (das ist ja beim Gazelle, die Vergaserbezeichnung kenne ich nicht, eine Geschichte für sich, von wegen der manuellen Einstellmöglichkeiten....).
Aber aufgrund der intensiven anderen Umstände, hatte ich weder die Zeit noch den Kopf um mich um den Vergaser zu kümmern....
Da die Zeit nun auch fortgeschritten war, einigten wir uns darauf die Sachen zu packen und die Heimreise anzutreten.
Auf der Heimfahrt haben wir den Tag revuepassieren lassen.
Der Kurze war schlussendlich dann doch froh. Er (und ich auch) hatte eine riesen Erfahrung gemacht. Er hat seine Angst besiegt und trotz allem den Spaß nicht verloren.
Er (wir) hatte(n) aber auch Glück. Denn das hätte alles auch in eine völlig andere Richtung laufen können!
Er fiebert dem nächsten Tag auf der Strecke (wo auch immer) entgegen und will es wieder sich selbst beweisen.
Mir muss er nichts beweisen. Das weiß er auch.
Ich habe ordentlich "Lehrgeld" bezahlt. Bin aber auch um einige Erfahrungen reicher.
Vor allem aber bin ich froh (und auch stolz auf den Jungen). Denn ich glaube das er sich durchsetzen wird und noch viel Spaß in diesem Hobby haben wird!
Und meine Unterstützung ist ihm immer und zu 100% gewiss!
-
Unter dem Strich rate ich jedem, der Ähnliches vorhaben sollte, es NICHT so zu machen wie wir beide
gestern.
- man sollte mindestens noch einen Erwachsenen dabei haben (die Leute waren hilfsbereit, aber wenn man für jeden Mist immer und immer wieder fragen muss, ist das Stress für alle Beteiligten)
- man sollte sich für die ersten Runden einen ruhigen Tag auf einer trockenen "ruhigen Strecke" aussuchen, am besten mit dem Betreiber einen Termin ausmachen, an welchem ausnahmslos Neulinge fahren
- bezüglich der Kart-Technik bietet es sich an, jemanden mit Erfahrung dabei zu haben - das muss kein Techniker sein, aber zumindest jemand der die Materie ein paar Jahre kennt
Wie gesagt:
ich hoffe das ich mit diesem Beitrag hier vielleicht noch den einen oder anderen Tipp bekomme.
Vor allem aber hoffe ich, dass ich Leuten die vielleicht Ähnliches vorhaben, etwas damit helfen kann.
Bis zum nächsten Mal auf irgend einer Strecke, dann aber ganz sicher besser vorbereitet.
ich war gestern erstmals mit dem Sohn auf der Strecke (Kerpen) und möchte kurz meine Erfahrungen schildern.
Zum einen, weil ich mir ein paar Tipps für die Zukunft erhoffe, vor allem aber, weil ich meine Erfahrungen an andere weiter geben möchte, die Ähnliches vorhaben.
Zu aller erst möchte ich kurz die Voraussetzungen schildern:
Papa, im Motorsport nicht unbefleckt, praktische Erfahrungen im Automobilsport (VLN) und Slalom, gelernter KfZ-Elektriker, aber letztlich seit 25 Jahren aus dem Beruf raus.
Sohn, 8 Jahre, einzige Erfahrungen im Kinderkart auf der Indoorbahn, dort 3x gefahren.
Vor ein paar Wochen habe ich meinem Sohn per Internet zum Einstieg ein Mach1-Bambini-Kart mit Gazelle-Motor ersteigert (wohl wissend, das man mit dem Teil im Jahr 2017 nirgends auf der Welt mehr auch nur nen
Plastikpokal gewinnen kann). Ich wollte einfach mal etwas in die Materie einsteigen und mich mit dem, für mich völlig neuen, Kartthema auseinander setzen.
Kartwagen gekauft, das Bodywork komplett erneuert, Schrauben und Verbindungen zum Teil erneuert, Seilzüge eingestellt.
Halt alles auf nen recht guten Ist-Zustand gebracht.
Während dessen habe ich viel gelesen, über den Motor, das Chassis, die Regeln, aber auch über die "ungeschriebenen Gesetze" an und auf der Bahn.
Dann ging es zum ersten Mal los.
Kart in den Anhänger, Werkzeug und Reserve-Verschleißteile eingepackt und etwas nervös losgefahren (trotz eines gewissen Alters und der damit zusammenhängenden Erfahrung erwartete mich dennoch
absolutes Neuland).
Angekommen, Kart raus aus dem Anhänger und auf den Wagen (Kunststoffplane drunter). Das geht natürlich nur mit Hilfe. Der Junge ist zwar nicht der Schmächtigste, aber soviel
Kraft hat er dann auch noch nicht...
Da die Strecke noch komplett nass war, mussten erst mal die Regenreifen drauf.
Erledigt.
Streckengebühr bezahlt, den Jungen (vor lauter Adrenalin war sein Körper steif wie ein Brett) ordentlich angezogen (Helm, Neckbrace, Brust/Rippenschutz, Anzug, Schuhe, Handschuhe) und
mit den besten Wünschen auf seine allererste Runde (auf wie gesagt klatschnasser Strecke) geschickt.
Neben den "erfahrenen" Jungs im ähnlichen Alter, die aber allesamt schon ein paar Jährchen im Kart unterwegs waren, tummelten sich auf der Strecke auch die "Alten", zum Teil sogar im Schalter unterwegs.
Zwischendurch: das war fahrlässig von mir! Würde ich heute so auf keinen Fall mehr machen!
Nach 2-3 Runden "spazierenfahren" und einem Ausritt in die Botanik vor Schreck, weil die anderen mit einem vielfachen von seiner Geschwindigkeit an Überschuss an ihm vorbei flogen, kam er dann in die Box.
Zitternd, fix und fertig und mit Tränen in den Augen.
Wir haben uns dann im Auto unterhalten.
Ich habe ihm gesagt das er alleine entscheidet ob und wie es weiter geht und ich jede Entscheidung total respektiere.
Wenn er es gewollt hätte, hätte ich sofort alles eingepackt und wir wären nach Hause gefahren.
Das wäre dann auch höchstwahrscheinlich das Ende für Ihn in diesem tollen Hobby gewesen....
Er hatte die totale Angst bekommen bei seinem ersten Turn. Angst - der wohl schlechteste Ratgeber im Motorsport...
Aber er wollte nicht so schnell aufgeben und sagte mir unter Tränen, dass er auf jeden Fall wieder raus auf die Strecke möchte.
Mit einem sehr unguten Gefühl und einer extremen Unsicherheit, ob das was ich hier gerade tue das Richtige ist, habe ich ihn wieder fahren lassen.
Schneller wurde er zuerst nicht. Neben den anderen Fahrern, die natürlich in ihrer Renngeschwindigkeit unterwegs waren, erschien er wie ein Reisebus voller Japaner inmitten eines DTM-Rennens auf der Nordschleife.
Ich bin mir heute bewusst, das er nicht nur ein Hindernis auf dem Weg zu einer schnellen Runde für die anderen war, sondern auch letztlich eine gewisse Gefahr für sich und die anderen darstellte.
Daher würde ich das, nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, so in der Form auch nie wieder machen bzw. zulassen.
Aber er wurde nach und nach schneller. Zum Schluss sogar so schnell, dass er sich über den Motor beschwerte, der nunmehr bei Volllast die Arbeit versagte, da der Vergaser (das ist ja beim Gazelle, die Vergaserbezeichnung kenne ich nicht, eine Geschichte für sich, von wegen der manuellen Einstellmöglichkeiten....).
Aber aufgrund der intensiven anderen Umstände, hatte ich weder die Zeit noch den Kopf um mich um den Vergaser zu kümmern....
Da die Zeit nun auch fortgeschritten war, einigten wir uns darauf die Sachen zu packen und die Heimreise anzutreten.
Auf der Heimfahrt haben wir den Tag revuepassieren lassen.
Der Kurze war schlussendlich dann doch froh. Er (und ich auch) hatte eine riesen Erfahrung gemacht. Er hat seine Angst besiegt und trotz allem den Spaß nicht verloren.
Er (wir) hatte(n) aber auch Glück. Denn das hätte alles auch in eine völlig andere Richtung laufen können!
Er fiebert dem nächsten Tag auf der Strecke (wo auch immer) entgegen und will es wieder sich selbst beweisen.
Mir muss er nichts beweisen. Das weiß er auch.
Ich habe ordentlich "Lehrgeld" bezahlt. Bin aber auch um einige Erfahrungen reicher.
Vor allem aber bin ich froh (und auch stolz auf den Jungen). Denn ich glaube das er sich durchsetzen wird und noch viel Spaß in diesem Hobby haben wird!
Und meine Unterstützung ist ihm immer und zu 100% gewiss!
-
Unter dem Strich rate ich jedem, der Ähnliches vorhaben sollte, es NICHT so zu machen wie wir beide
gestern.
- man sollte mindestens noch einen Erwachsenen dabei haben (die Leute waren hilfsbereit, aber wenn man für jeden Mist immer und immer wieder fragen muss, ist das Stress für alle Beteiligten)
- man sollte sich für die ersten Runden einen ruhigen Tag auf einer trockenen "ruhigen Strecke" aussuchen, am besten mit dem Betreiber einen Termin ausmachen, an welchem ausnahmslos Neulinge fahren
- bezüglich der Kart-Technik bietet es sich an, jemanden mit Erfahrung dabei zu haben - das muss kein Techniker sein, aber zumindest jemand der die Materie ein paar Jahre kennt
Wie gesagt:
ich hoffe das ich mit diesem Beitrag hier vielleicht noch den einen oder anderen Tipp bekomme.
Vor allem aber hoffe ich, dass ich Leuten die vielleicht Ähnliches vorhaben, etwas damit helfen kann.
Bis zum nächsten Mal auf irgend einer Strecke, dann aber ganz sicher besser vorbereitet.