Etwas Kartsportgeschichte...
Verfasst: Mo 29. Jul 2013, 06:46
Moin,
ich hatte das in einem anderen Zusammenhang im KIF gepostet und Pehaha
meinte, das es auch hier seinen Platz finden sollte.
Etwas Kartsportgeschichte, mit eigenen Anmerkungen...
Ich komme aus einer Zeit, in der der Kartsport eine übersichtliche
Geschichte war. Es gab Bambinis, Junioren, Senioren und Schalter.
Diese Klassen fuhren international und national nach einem fast
einheitlichem Reglement.
Um mehr Fahrer in der Sport zu bekommen und einen Gegenpol zur doch
recht kostspieligen ICA zu schaffen, gründete der ADAC/DMV die Pop-Klasse.
Iame K55 Motoren, 100ccm, Membraner mit 16ps. Die Klasse wurde in den
Jahren nochmal halbiert und es gab die Pop-Junioren, die mit kleinem
Vergaser fahren mussten. Diese, überaus angesehene Klasse wurde in der
Mitte der 90er Jahre zur pop2000. Der wassergekühlte K25 ersetzte den
luftgekühlten K55. Die Pop2000 mutierte nach kurzer Zeit zu Pop- Klasse.
Auch hier gab es Junioren und Senioren. Es gab noch den
DMV-Ausrutscher der Futura Klasse, ICA Motoren mit Fliehkraftkupplung.
Nebenher gedieh die ICA Klasse und wuchs stetig. Die DKM der 90er Jahre
fuhr übrigends nach Formel A Reglement, alle anderen Klassen unterlagen
dem ICA Reglement.
Was sich im Laufe der Jahre äusserst konstant hielt, war die Schalterklasse.
Erst als ICC, mit Drehschiebermotoren, die dann durch Membraner abgelöst wurden.
Die Kombatanten der DKT (Deutsche Kart Trophäe) waren übrigends auch international
sehr, sehr erfolgreich. (S.Haak, A.Siemens, usw)
Zeitsprung.
In den Jahren 1994-2006 gab es einige Motorenhersteller in der
Ohne-Getriebe Klasse. Vortex, Apex, Dino, Iame, Parilla, Sirio, ATK, Kilt,
TM, Merlin, Jako, Fox, KZH, Bull, Stark, PCR, Titan, DAP, Italsistem, TKM,
Comer, CRG, Maxter, Saetta, Sonik und noch einige mehr.
Alle hatten 100ccm Motoren im Programm, mal als Drehschieber, mal als Membraner,
mal Langhub, mal Kurzhub, oder ICAj Motoren, Kolbengesteuert.
Mann konnte sich für 5000DM ein komplett rennfertige Kart kaufen. Dino mit
Dino Motor, oder ein Kuka Galaxy mit Comer. Damit konnte man, Lizenz
vorrausgesetzt, sofort starten. Niemand, wirklich niemand kam auf die Idee,
sich auf Grund des "günstigen" Kaufes wegen der Chancenlosigkeit zu beschweren.
Wer schnell sein wollte, musste gutes Material kaufen. Für Geld.
Anmerkung: Heute kostet eine durchschnittliche Chassis-Motor_Kombi gute
6000-9000 Euro.
Wieder ein Zeitsprung.
Im Jahre 1997 dachte Rotax über eine Lösung nach, da ihr wassergekühlter Motor
der ICA nicht wirklich konkurrenzfähig war und man ja als Unternehmen Geld verdienen
musste. Der vorhandene Motor der Aprilla wurde als Kartmotor umgebaut und im
Paket als kostengünstige Hobbylösung verkauft. Nicht wirklich billig, aber Standfest.
Aber, es war ja ein Hobbytreibsatz.
Zwei Jahre später begann der Untergang des bekannten Kartsports, in dem der Rotax,
als erster reiner Hobbymotor, eine nationale und europäische Meisterschaft bekam.
Eine Meisterschaft der Amateure.
Wir springen noch mal.
Irgendwann dachte man, das Drehschieber Motoren zu kompliziert und kostspielig
wurden. Und man setzte immer häufiger Formel A Motoren ein. Diese Membraner waren
dem nicht mehr weiterentwickelten Drehschiebern so überlegen, das die Drehschieber-Monster
ins Museum wanderten.
Fassen wir den Stand zusammen:
Bis ca. 2006 gab Bambinis, Junioren, Senioren und Schalter. (+popper)
Im Hobbybereich Rotax Max und DD2.
Dann ging es richtig los- um den großen amerikanischen Markt zu bekommen, änderten die
Hersteller und die CIK die Vorraussetzungen der Motoren. 125ccm, Anlasser, Kupplungen
waren die Zugeständnisse an den neuen Markt. Damit warfen sie in recht kurzer Zeit alles
über den Haufen, was den Kartsport ausmachte.
Doch damit nicht genug, im Hobbybereich hielten die TAG Motoren Einzug. Nach Vorbild
des Rotax gab es nun einige Hobbymotoren, die gleich nach einer Meisterschaft schrieen.
Rok, Super Rok, X30, Fireball.
Damit hatten wir in Deutschland folgende Klassen:
KF1,KF2,KF3,KZ2,KZ1, CS 125, World Formular light, World Formular, VT250, Rübig, Wankel,
X30, X30 junior, X30 shifter, und gefühlt 1000 weitere Klassen. Jeder Hersteller will nach
dem Rotax-Vorbild seine eigene Klasse. Obwohl doch alle Motoren die gleichen Vorraussetzungen
haben. 125ccm, Kupplung, Drehzahlbegrenzer.
Absurd wird die Geschichte, wenn man sich die Reglements der einzelnden Veranstalter durch liest:
ADAC: X30 dürfen nicht in der CS125 fahren, Rotax aber schon. Genau wie der sportliche Bruder
des x30, der Iame Dragon.
Früher, mit dem obengenannten Dino Kart, konnte ich mit fahren, durfte ich mich aber nicht
wundern, wenn ich keinen Pott gewann. Weil, das war ja meine eigene Sparsamkeit.
Heute kaufe ich mir einen (billigen)-unterlegenen Motor und schreie sofort rum, wenn ich mit anderen,
identischen Motoren zusammengewertet werde.
Wo ist also der Sinn im Kartsport geblieben? Schaut euch Teilnehmerfelder der 90er-2000
Jahre an. 130 Starter in einer Klasse. Heute nicht mal die Hälfte, bei der gesamten Veranstaltung.
Und das schöne, der Wahnsinn geht immer weiter. Es werden Junior Schalter angedacht.
Damit man nach kurzer Zeit das Material wieder verkaufen kann. Und, der Wechsel vom
Junior-Schalter in eine andere Klasse geht gründlich schief. Den "hackenden" Schalter Fahrstil
wird man so schnell nicht wieder los. Das kenne ich von meinem Wechsel von 250ccm Schalter
in den 100er. Auch der Gedanke: Ich fahre jetzt KF3 und steige dann kostengünstig in die KF2
um wurde durch die Handbremssystem wieder ad absurdum geführt. nichts mit: Zylinder,
Zündbox und Auspuff tauschen, ne, alles neu kaufen belebt den Markt.
So, über Zeit davor kann ich nichts schreiben, da ich dort nicht im Sport war. Die große
Ära der 135ccm Bomben, die gewichtsbestimmten Formeln. Alles vor meiner Zeit. Wenn ich
aber sehe, wie sich der Sport in den Jahren 1970 bis 2006 (recht wenig) verändert hat und
nun die kurze Spanne von 2006-2013 bekomme ich zunehmend Angst, das der Kartsport
irgendwann so zerlegt ist, das er nie wieder zur alten Stärke kommt.
Und darum versuche ich solange wie möglich am Konzept der 100er Motoren festzuhalten.
Ähnlich übrigends wie die wilde Horde der Schalterfahrer. Diese haben mit Abstand das
beständigste Konzept und Reglement. Darum gibt es hier auch volle Klasse.
Das hat für mich wenig mit "Nostalgie" zu tun, als mit absoluten Widerstand gegen
das zur Zeit herrschende System, welches mit der Markteinführung des Rotax Max begonnen hat.
So, das war eine kurze Einführung in:
Sven mag den Rotax Max nicht, weil…
Und eine kurze Geschichte des Kartsport in Deutschland, 1994-2013
Danke fürs Lesen.
Sven
ich hatte das in einem anderen Zusammenhang im KIF gepostet und Pehaha
meinte, das es auch hier seinen Platz finden sollte.
Etwas Kartsportgeschichte, mit eigenen Anmerkungen...
Ich komme aus einer Zeit, in der der Kartsport eine übersichtliche
Geschichte war. Es gab Bambinis, Junioren, Senioren und Schalter.
Diese Klassen fuhren international und national nach einem fast
einheitlichem Reglement.
Um mehr Fahrer in der Sport zu bekommen und einen Gegenpol zur doch
recht kostspieligen ICA zu schaffen, gründete der ADAC/DMV die Pop-Klasse.
Iame K55 Motoren, 100ccm, Membraner mit 16ps. Die Klasse wurde in den
Jahren nochmal halbiert und es gab die Pop-Junioren, die mit kleinem
Vergaser fahren mussten. Diese, überaus angesehene Klasse wurde in der
Mitte der 90er Jahre zur pop2000. Der wassergekühlte K25 ersetzte den
luftgekühlten K55. Die Pop2000 mutierte nach kurzer Zeit zu Pop- Klasse.
Auch hier gab es Junioren und Senioren. Es gab noch den
DMV-Ausrutscher der Futura Klasse, ICA Motoren mit Fliehkraftkupplung.
Nebenher gedieh die ICA Klasse und wuchs stetig. Die DKM der 90er Jahre
fuhr übrigends nach Formel A Reglement, alle anderen Klassen unterlagen
dem ICA Reglement.
Was sich im Laufe der Jahre äusserst konstant hielt, war die Schalterklasse.
Erst als ICC, mit Drehschiebermotoren, die dann durch Membraner abgelöst wurden.
Die Kombatanten der DKT (Deutsche Kart Trophäe) waren übrigends auch international
sehr, sehr erfolgreich. (S.Haak, A.Siemens, usw)
Zeitsprung.
In den Jahren 1994-2006 gab es einige Motorenhersteller in der
Ohne-Getriebe Klasse. Vortex, Apex, Dino, Iame, Parilla, Sirio, ATK, Kilt,
TM, Merlin, Jako, Fox, KZH, Bull, Stark, PCR, Titan, DAP, Italsistem, TKM,
Comer, CRG, Maxter, Saetta, Sonik und noch einige mehr.
Alle hatten 100ccm Motoren im Programm, mal als Drehschieber, mal als Membraner,
mal Langhub, mal Kurzhub, oder ICAj Motoren, Kolbengesteuert.
Mann konnte sich für 5000DM ein komplett rennfertige Kart kaufen. Dino mit
Dino Motor, oder ein Kuka Galaxy mit Comer. Damit konnte man, Lizenz
vorrausgesetzt, sofort starten. Niemand, wirklich niemand kam auf die Idee,
sich auf Grund des "günstigen" Kaufes wegen der Chancenlosigkeit zu beschweren.
Wer schnell sein wollte, musste gutes Material kaufen. Für Geld.
Anmerkung: Heute kostet eine durchschnittliche Chassis-Motor_Kombi gute
6000-9000 Euro.
Wieder ein Zeitsprung.
Im Jahre 1997 dachte Rotax über eine Lösung nach, da ihr wassergekühlter Motor
der ICA nicht wirklich konkurrenzfähig war und man ja als Unternehmen Geld verdienen
musste. Der vorhandene Motor der Aprilla wurde als Kartmotor umgebaut und im
Paket als kostengünstige Hobbylösung verkauft. Nicht wirklich billig, aber Standfest.
Aber, es war ja ein Hobbytreibsatz.
Zwei Jahre später begann der Untergang des bekannten Kartsports, in dem der Rotax,
als erster reiner Hobbymotor, eine nationale und europäische Meisterschaft bekam.
Eine Meisterschaft der Amateure.
Wir springen noch mal.
Irgendwann dachte man, das Drehschieber Motoren zu kompliziert und kostspielig
wurden. Und man setzte immer häufiger Formel A Motoren ein. Diese Membraner waren
dem nicht mehr weiterentwickelten Drehschiebern so überlegen, das die Drehschieber-Monster
ins Museum wanderten.
Fassen wir den Stand zusammen:
Bis ca. 2006 gab Bambinis, Junioren, Senioren und Schalter. (+popper)
Im Hobbybereich Rotax Max und DD2.
Dann ging es richtig los- um den großen amerikanischen Markt zu bekommen, änderten die
Hersteller und die CIK die Vorraussetzungen der Motoren. 125ccm, Anlasser, Kupplungen
waren die Zugeständnisse an den neuen Markt. Damit warfen sie in recht kurzer Zeit alles
über den Haufen, was den Kartsport ausmachte.
Doch damit nicht genug, im Hobbybereich hielten die TAG Motoren Einzug. Nach Vorbild
des Rotax gab es nun einige Hobbymotoren, die gleich nach einer Meisterschaft schrieen.
Rok, Super Rok, X30, Fireball.
Damit hatten wir in Deutschland folgende Klassen:
KF1,KF2,KF3,KZ2,KZ1, CS 125, World Formular light, World Formular, VT250, Rübig, Wankel,
X30, X30 junior, X30 shifter, und gefühlt 1000 weitere Klassen. Jeder Hersteller will nach
dem Rotax-Vorbild seine eigene Klasse. Obwohl doch alle Motoren die gleichen Vorraussetzungen
haben. 125ccm, Kupplung, Drehzahlbegrenzer.
Absurd wird die Geschichte, wenn man sich die Reglements der einzelnden Veranstalter durch liest:
ADAC: X30 dürfen nicht in der CS125 fahren, Rotax aber schon. Genau wie der sportliche Bruder
des x30, der Iame Dragon.
Früher, mit dem obengenannten Dino Kart, konnte ich mit fahren, durfte ich mich aber nicht
wundern, wenn ich keinen Pott gewann. Weil, das war ja meine eigene Sparsamkeit.
Heute kaufe ich mir einen (billigen)-unterlegenen Motor und schreie sofort rum, wenn ich mit anderen,
identischen Motoren zusammengewertet werde.
Wo ist also der Sinn im Kartsport geblieben? Schaut euch Teilnehmerfelder der 90er-2000
Jahre an. 130 Starter in einer Klasse. Heute nicht mal die Hälfte, bei der gesamten Veranstaltung.
Und das schöne, der Wahnsinn geht immer weiter. Es werden Junior Schalter angedacht.
Damit man nach kurzer Zeit das Material wieder verkaufen kann. Und, der Wechsel vom
Junior-Schalter in eine andere Klasse geht gründlich schief. Den "hackenden" Schalter Fahrstil
wird man so schnell nicht wieder los. Das kenne ich von meinem Wechsel von 250ccm Schalter
in den 100er. Auch der Gedanke: Ich fahre jetzt KF3 und steige dann kostengünstig in die KF2
um wurde durch die Handbremssystem wieder ad absurdum geführt. nichts mit: Zylinder,
Zündbox und Auspuff tauschen, ne, alles neu kaufen belebt den Markt.
So, über Zeit davor kann ich nichts schreiben, da ich dort nicht im Sport war. Die große
Ära der 135ccm Bomben, die gewichtsbestimmten Formeln. Alles vor meiner Zeit. Wenn ich
aber sehe, wie sich der Sport in den Jahren 1970 bis 2006 (recht wenig) verändert hat und
nun die kurze Spanne von 2006-2013 bekomme ich zunehmend Angst, das der Kartsport
irgendwann so zerlegt ist, das er nie wieder zur alten Stärke kommt.
Und darum versuche ich solange wie möglich am Konzept der 100er Motoren festzuhalten.
Ähnlich übrigends wie die wilde Horde der Schalterfahrer. Diese haben mit Abstand das
beständigste Konzept und Reglement. Darum gibt es hier auch volle Klasse.
Das hat für mich wenig mit "Nostalgie" zu tun, als mit absoluten Widerstand gegen
das zur Zeit herrschende System, welches mit der Markteinführung des Rotax Max begonnen hat.
So, das war eine kurze Einführung in:
Sven mag den Rotax Max nicht, weil…
Und eine kurze Geschichte des Kartsport in Deutschland, 1994-2013
Danke fürs Lesen.
Sven