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Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Di 4. Nov 2008, 23:06
von Schattenparker
Ein Bekannter von mir fährt ein Vortex Schalter, der hat unterschiedlich große Auspuffbirnen.
Ich selbst fahre einen SGM SL204, aber ich habe noch nichts über verschiedene Birnen gefunden. Kann jemand helfen, oder Tips geben?

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Di 4. Nov 2008, 23:09
von Kartomatic
Ich weiß das es unterschiedliche Birnen gibt, unterscheiden sich in der Dicke und bissl in der Länge, damit kann man den Motor auf mehr Leistung unten oder mehr oben abstimmen. Aber welche für was sein soll, keine Ahnung.

Ich hab nur eine und die geht immer, der Hobbypilot wird wahrscheinlich auch keine Unterschiede merken, denk ich.

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 08:15
von Porschekiller
Das würde mich auch mal intressieren welcher Auspuff sich auf welche Drehzahlen auswirkt !

Vortex RVS: 3930cc

CRS S1: 4070cc

Balen R5: 3850cc

Seven L2 : 3700cc

Seven L3AT: 3762cc

Maxter: 4360cc

Pavesi Clapets: 2756cc

TM K8: 3426cc

TM K9B: 3982cc

Desweiteren kann man ja auch noch die Birnen länge bestimmen. Habe z.b bei meinem L3 noch ne zwischenplatte 5mm die ich zwischen Flansch und Zylinder schrauben kann.

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 08:59
von ex_250ccm
Hallo,
ich hatte damals beim 250ccm Yamaha 2 Bananen
Eine kurze, dicke für Kurzbahn und eine lange, schmale
für Langbahn.
Ich denke das die Kurze eher für Druck aus dem Drehzahlkeller
ist und die lange etwas mehr Leistung obenrum erlaubt.

Ist ja beim 100ccm nicht anders.

Grüße,
Sven

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 09:35
von RennRentner
Resonanzbirne - das lässt sich leider nicht pauschal beantworten.

Die Birne steht immer in direkter Abhängigkeit zum Kanallayout im Zylinder.

Der Konus hat die Aufgabe, idealerweise vom öffnen des Auslasses bis zum Schließen der Überströmer Unterdruck zu erzeugen. Je steiler der Kegel umso mehr Unterdruck wird erzeugt und umso mehr Frischgas wird durch den Zylinder in den Auspuff gespült, aber das Drehzahlfenster in dem das funktioniert wird mit steilerem Kegel schmäler.

Sofort nach dem schließen der Überströmer soll der Auspuff unverbranntes Frischgas in den Zylinder zurückschieben. Dafür ist der Gegenkonus zuständig. Je steiler der Winkel umso stärker ist die zurücklaufende Druckwelle aber umso schmäler ist das Drehzahlfenster in dem das funktioniert.

Jetzt kann leider nicht schlagartig von Unterdruck- auf Überdruckerzeugung umgeschaltet werden. Die Druckwelle würde sich zum größten Teil selbst überlagern und aufheben. Für die Entkopplung ist das Mittelstück zuständig. Je länger und gerader das Mittelstück ist, umso ausgeprägter ist der Unter- und Überdruckverlauf, aber umso größer ist die Pause zwischen Unter und Überdruck.

Faustregel: steile Winkel=spitzer Drehmomentverlauf- schlecht fahrbar, zickig bei der Abstimmung aber maximale Leistung.
Flache Winkel=geht immer aber nicht besonders.

Das ganze Spiel läuft mit Schallgeschwindigkeit ab und die Position der Druckwelle lässt sich in der Theorie mit einer Handvoll Formeln relativ leicht berechnen. Dazu braucht man nur Öffnungs- und Schliesswinkel im Zylinder, die Fläche des Auslasskanals, die Schallgeschwindigkeit und der gewünschte Drehzahlbereich in der der Motor seine Leistung bringen soll.

...wenn die Physik da nicht noch eine kleine aber entscheidende Gemeinheit hätte: Die Schallgeschwindigkeit ist sehr stark von der Temperatur abhängig.
z.B. 700 Grad = 751m/s 200 Grad=451m/s

D.h. das Abgas kommt (vorausgesetzt optimal eingestellter Vergaser) mit etwa 700 Grad aus dem Motor läuft dann zum Gegenkonus und kühlt auf dem Weg dorthin ab. (Schallgeschw. wird also langsamer) Vom Gegenkonus zurück zum Zylinder kühlt es weiter ab und wird noch langsamer. (und hat vielleicht noch 200 Grad?)

Das wäre für die theoretische Berechnung der Birne auch noch kein wirkliches Problem. Die Abkühlung könnte in die Berechnung einfliessen --- theoretisch.
Denn nun kommt der Fahrer, das Wetter und die Strecke ins Spiel.

Hoher Vollgasanteil=Heißer Auspuff=schneller Schall. (Auspuff müsste länger sein)
Enge Strecke=kalter Auspuff=langsamer Schall. (Auspuff müsste kürzer sein)
Kaltes/Warmes Wetter...
Agressiver Fahrstil... (spitzer Drehmomentverlauf gepaart mit heißem Auspuff)
Runder Fahrstil... (harmonischerer Drehmomentverlauf gewünscht, kälterer Auspuff)

Deshalb kann es sein, dass eine birne die auf einer Strecke bei einem Fahrer im Sommer optimal funktioniert, bei einem anderen Fahrer oder anderer Strecke/Wetter aber überhaupt nicht passt.

@ex_250ccm
eigentlich spricht eine kurze Tüte eher für Leistung bei hohen Drehzahlen. Aber da die Abgastemperatur auf der Kurzbahn wahrscheinlich deutlich niedriger ist als auf der Langbahn, legt der Schall weniger m/s zurück und dann passt die kürzere Tüte für Drehmoment von unten.

Hoffe hiermit meinen Beitrag zur allgemeinen Verwirrung geleistet zu haben

Gruß
Claus

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 13:31
von BB-K
@RennR.....

danke für die Ausformulierung!

Als Merkregel einfach:

Kurz und Dick: Drehmoment

Lang und Dünn: Drehzahl

Gruß
Felix

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 15:26
von RennRentner
@Felix
nicht ganz:

Bei gleicher Abgastemperatur gilt:
kurz=höchste Leistung bei höherer Drehzahl
lang=höchste Leistung bei niedrigerer Drehzahl

Bei gleicher Länge und gleichem Anfangsdurchmesser am Krümmer gilt:
dick=kleines nutzbares Drehzahlband höhere Maximalleistung
dünn=weites nutzbares Drehzahlband niedrigere Spitzenleistung

Bei unterschiedlicher Abgastemperatur gilt:
Je höher die Temperatur, umso länger muss der Auspuff werden um bei einer bestimmten Drehzahl sein Maximum zu entwickeln.


ex_250ccm hat sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen:
Da auf der Langbahn länger Vollgas gefahren wird, ergibt sich eine insgesamt höhere Abgastemperatur. Dadurch ist die Schallgeschwindigkeit höher, dementsprechend muß der Auspuff länger sein, um bei derselben Drehzahl zu wirken. Durch die höheren Endgeschwindigkeiten auf der Langbahn sind die Gänge weiter gespreizt (0-240Km/h)- dafür braucht man einen weiten nutzbaren Drehzahlbereich (flachere Drehmomentkurve/flache konen = dünn).

Auf der Kurzbahn sind die Gänge enger (0-130km/h) also kann ich eine spitzere Drehmomentkurve (steile Konen/dicker Auspuff) mit höherer Spitzenleistung fahren. Allerdings langweilt sich der 250er bei den meisten Kurzbahnen und wird garnicht richtig warm (Abgas kälter - Schall langsamer - Auspuff für maximum bei gleicher Drehzahl kürzer).

Hab gerade mal einen Auspuff für den Rotax 257 durchgerechnet.
Alles gleich nur die mittlere Abgastemperatur einmal mit 350 und einmal mit 400 Grad angenommen. Als Ergebnis bekomme ich eine um 6,8cm unterschiedliche Resonanzlänge!

Claus

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 15:38
von RennRentner
nochwas vergessen:

Mit flachem Konus meine ich einen Winkel von z.B. 10Grad in der gedachten Kegelspitze. Mit steilem Konus meine ich z.B. 40Grad in der Kegelspitze

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 20:07
von Saabomat
wow, vielen dank für diesen aufklärenden 8o beitrag

jOJO

Unterschiedliche Birnengrößen

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 20:57
von Schattenparker
Na da bedanke ich mich für die sehr guten Ausführungen. Ich glaube ich werde die Birne so weiterfahren, denn ich denke das bei Verwendung unterschiedlicher Birnen auch die Bedüsung geändert weren müsste.