Warum interessiert sich niemand für Kart-Rennen?

[Mach1Kart]

Ich möchte heute mal ein Thema zur Diskussion stellen, dass mich schon seit längerer Zeit beschäftigt. Wie der Titel schon sagt geht es ums Interesse am Rennsport – aber nicht um das allgemeine, sondern um das der hier versammelten Kartfahrer.
Nach meinem Verständnis wurde das Kart vor mehr als 50 Jahren entwickelt, um mit geringen Mitteln Rennsport zu betreiben. In der Folgezeit gab es sicherlich „Hobbyfahrer“, die sich mit dem Spaß am Fahren begnügten, doch war die überwiegende Mehrheit sicher an Rennen und Rennserien interessiert.
Betrachte ich mir allerdings die heutige Kart-Gemeinschaft hat man den Eindruck, dass sich die Mehrheit vom eigentlichen Zweck, dem Rennsport, immer mehr entfernt, ja diesen regelrecht ablehnt – jedenfalls hier in Deutschland.
Aktiven Rennfahrern gegenüber wird meist recht ablehnend reagiert. Das sind Pisten-Rowdys, die ja nur schnell sind, weil Papa nen Haufen Kohle locker macht und überhaupt – wenn ich dessen Material hätte wäre ich ja viiiel schneller...
Der aktuellen Technik gegenüber gibt es schon fast traditionell eine große Ablehnung – stattdessen versucht jeder, einen Motor der halbwegs auf ein Chassis passt auch draufzubauen und damit im Kreis zu fahren. Übersichtlichkeit Fehlanzeige, Chaos vorprogrammiert...
Neben der aktiven Rolle als Fahrer Interesse am Rennsport? Kaum... Beispiele gefällig? Im amerikanischen Parallelforum ekartingnews.com führen Zu-Hause-Gebliebene seitenlange Diskussionen über gerade stattfindende nationale oder internationale Events, vom Veranstaltungsort gibt’s Live-Ergebnisse so schnell wie möglich und die User fiebern mit „ihren“ Fahrern. Bei uns wird es wohl darauf hinauslaufen, dass der größte Teil der Foren-User die Namen unserer Kart-Elite nicht mal kennt – warum denn auch...?
Anderes Beispiel? Bora sprach hier mal von ca. 20.000 Kart-Fahrern in Deutschland. Ich geh mal davon aus, dass es deutlich weniger sind, aber gut – nehmen wir die Hälfte und teilen durch 5 DKM-Läufe – macht ohne begleitenden Papa oder Freundin mal 2000 potenzielle Zuschauer pro DKM-Lauf! Die Realität sieht wohl etwas anders aus...
Offensichtlich entfernt sich Kart-Sport in Deutschland immer mehr von seinem Ursprung. Warum sind Rennen „out“, warum interessiert es keinen? Wie sollen wir denn je Neukunden generieren wenn die Faszination für unseren Sport schon bei den bisherigen Kartfahrern so gering zu sein scheint? Und warum hab ich das Gefühl, dass dieser Trend speziell in Deutschland sehr ausgeprägt ist und das Ausland wesentlich wettbewerbsorientierter denkt?
Jetzt bin ich aber echt gespannt...

[Christian]

leicht ist diese frage ja nicht zu beantworten, aber eines ist klar, sowie ein neuer user sich fürs kartfahren interessiert, wir ihm schon mal eingesagt wie teuer der sport ist und das hobbyfahren billiger ist. die folge, es wird hobby gefahren mit überzüchteten motoren und wenn möglich werden noch bremslichter und rückspiegel verbaut, und nicht zu vergessen die sicherheit, also heck schutz am besten verdoppeln und möglichst 2 hans tragen …...
tatsache jeder will ein superkart fürs hobbyfahren und das kommt dann in wirklichkeit teuerer als der reguläre kartsport. Dazu kommt noch das jeder unbedingt auch noch seine nebengeschäfte machen will und damit auch in kauf nimmt, das wirklich interessierte angehende und möglicherweise talentierte boys, gleich mal auf ein paar dinge reinfallen.
der neid ist allgegenwertig und daher habe ich auch schon länger nichts geschrieben. es wird auch versucht gute profis in deutschland zu halten, habe ich erst mal dieses jahr wieder fest gestellt. dann gibt es noch einige die alles besser wissen obwohl die noch nie in einem profirennen waren. das ist mal deutschland.
das gleiche ist aber auch in österreich der fall, und sogar dopplet so schlimm als in deutschland. rennserien wo den piloten erklärt wird wie schnell man in der formel 1 ist, dabei haben diese rennserien nicht einmal eine genehmigung des verbandes. hunderte einzepersonen die team spielen und keine ahnung haben, das ist österreich. Derzeit ist der kartsport in österreich tot, nur ein offizielles österreichisches rennen in diesem jahr.
da ich viel herumkomme, kann ich nur sagen seit nicht traurig diese tendenz ist in ganz europa zu spüren, in deutschland und österreich ist es halt extrem spürbar.
änderung in diesen ländern nicht in sicht !!!
ich habe gesehen, das mach1 gelistet ist für die u18 weltmeisterschaft, ich bin mal gespannt wieviele deutsche, dann mit einem deutschen kart fahren werden, das nur so nebenbei.
es müsste sich die einstellung einiger user vorerst mal ändern, das wäre ja mal ein lichtblick.

[vollgas]

bin zwar nur Hobbyfahrer aber ein begeisterter Zuschauer auf DKM läufen usw.

Ich glaube das Problem des Kartsports ist das man seine Wurzeln verlassen hat.
Der Sport ist auf hohem Niveau gar nicht mehr zu bezahlen. Die Fairnis wird nicht mehr sehr hoch geschrieben, auch begünstigt durch HAS usw. es wird auch seine Gründe haben, das die Schalterklassen voll sind und hier sehr guter Sport geboten wird.

[bora33]

Ich danke Euch ganz ausdrücklich für dieses Thema, denn ich habe mich das auch immer und immer wieder gefragt, woran das liegen könnte.

Motorsport-Fans gibt es genügend, aber sieht man sie an der Kartstrecke? Fehlanzeige! Lieber zahlt man an Bernie Ecclestone 300 Euro für einen Sitzplatz mit Sichtbehinderung, um einem Autocorso genannt Formel 1 zuzusehen.

Warum also sollte es bei Kartrennen, die für lau einen Sport bieten, dass es einem aus dem Sitz reißt, großartig interessierte Zuseher geben? Die Rennen werden (im Gegensatz zu Italien oder Spanien) ja nicht in der Presse oder den Medien angekündigt, geschweige wird darüber berichtet.

Wenn aber die Faszination des RENNEN Fahrens nicht vermittelt wird, wie sollte der einfache Hobbyfahrer den Schritt wagen, dort einmal selbst mitzumischen?

Bei den beiden in Klammern genannten Ländern übrigens gibt es an des Strecken schöne Tribünen. Bei unseren Strecken hingegen meist nur ein versifftes Klo und einen mißlaunigen Platzwart, der gerade mal den Clubstammgästen ein anerkennende Nicken entgegen bringen kann.

Die Rennen werden doch meist nur noch für das Fahrerlagerpersonal zur Unterhaltung angeboten. Sieht man draußen irgendwelche Plakate oder Anzeigen? Nullkommanull!


ein Beispiel 2008 RMC in Wittgenborn. Draußen vor unserem Teamzelt (Baden Racing, Ingo Emmenegger) steckt ein kleines Männchen mediterranen Ursprungs immer wieder seinen Kopf ins Zelt. Irgendwann spreche ich ihn zuerst auf Englisch, dann mit meinen paar Brocken Italienisch an. Siehe da, der Mann war früher mit dem Birel Team auf Rennen als Mechaniker unterwegs und wir kommen rasch in einen regen Austausch.

Was machte der Typ in Wittgenborn? Er hat seine deutsche Exfrau besucht, zu der er noch ein gutes Verhältnis hat und hat sie gleich mit ihrem jetzigen Gatten an die Strecke gebracht. Draußen lief derweil das Rennen der World Senioren und ich erläuterte den beiden was draußen ablief. Beide lebten seit Jahren in Wittgenborn, hatten aber keinen Schimmer, was dort für Veranstaltungen liefen. Der "neue" Ehegatte war vollkommen hin und weg - er war "FASZINIERT". Sein meistgebrauchter Satz war immer weider "wenn ich das schon früher gewusst hätte..."

Und in diesem Satz liegt mit ein Knackpunkt für die Misere: Die Öffentlichkeitsarbeit der Clubs bzw. Veranstalter nach außen! Eine publike Szene gepaart mit einer Vereinheitlichung der technischen Klassen (nicht jeder Motor braucht eine eigene Klasse, Stichwort Startgewicht - hatte wir schon öfter hier) würde meiner Meinung nach die Rennen wieder voller machen, weil mehr Leute den Drang verspüren würden "das will ich auch mal!"


Stellt Euch mal ein Event vor á la Paris Bercy_ In Berlin oder in München Olympiastadion würde ein Kartevent laufen: Kartspezis gegen Promis. Profi Kart gegen Prifo Automobil.

das wäre Publicity, die man braucht um neue Hungrige zu generieren.


Vielleicht braucht man einen Stefan Raab, um so was in Gang zu setzen - ich sag nur Wok WM, Turmspringen, Stock Car Challenge.

[bora33]

@vollgas.

Das ist genau so eine Aussage, die alles killt! Warum soll man den Sport immer auf hohem Niveau betreiben müssen?

Mein erstes Kartrennen hat 40 Euro Startgeld und einen Satz Reifen gekostet und TIERISCH Spaß gemacht!

Und ich bin nicht rein, mit der Einstellung ich werde Erster, sondern ich wollte gesund nach Hause kommen, nichts kaputt machen und NICHT LETZTER werden (was mit in allen Punkten gelungen ist).

Ich war übrigens Vorletzter und Letzter war der Neffe von Jörg van Ommen

[Parity]

@bora: Gabs aber nicht solche Veranstaltungen auch hier in DE schon?

Beispiel hier: KARTRENNEN

Gruß, Parity

[vollgas]

@bora33

du hast ja recht so soll es auch sein. Aber warum gehen die Starterzahlen immer weiter in den Keller ?
Wie schon gesagt wurde die Vermarktung ist mehr als Schlecht. Wenn ich das vergleiche da wird für ein Kreisligaspiel im Fussball regional mehr Werbung gemacht als für einen DKM lauf.

[xray]

fussbal ist ja auch nen sport der sogar für die ärmsten bezahlbar ist !!

bin ja nicht so lang dabei und will mich daher mit meinem noch unwissen nicht einmischen aber das musste mal raus , sry

[Toni]

Hallo
Es gibt da aber auch Unterschiede, beim Start der Schalter in Wackersdorf sind die Ränge eigentlich immer voll und das auch bei der KTWB.
DKM ist ein eigenes Kapitel.
Um mit den Worten von Roland Eckert zu sprechen " Da weiß ja der Großteil nicht mal was ein Kart kostet" , sagte er als man ihn das Kart zerfahren hatte und der Verursacher zum Wiederholten mal ein " Verwarnung " bekam.
Man geht bestimmt anders damit um wenn man es selber pflegt und zusammenbaut.

[Mach1Kart]

Ich dachte schon, da will gar keiner antworten... Christian, mir ging es vorrangig nicht darum, 10 KFF-User in die RMC zu bringen. Das wäre erst der nächste Schritt. Und Ragnar, mir geht es auch nicht primär darum, die zweifelsohne verbesserungwürdige Vermarktung unseres Sports herauszustellen. Mir gings eigentlich hauptsächlich um uns selbst. Nur so als Beispiel - wenn ich mich für Fußball interessieren würde wäre die Sportschau Samstag Abend Pflicht, als Tennis-Fan gilt ähnliches wohl fürs Wimbledon-Finale. Und selbst als Modelleisenbahn-Fan weiß man, dass das Mekka das Wunderland in Hamburg ist... Aber unter den meisten Usern hier kann ich kein wirkliches Interesse - geschweige denn Begeisterung - für die DKM oder gar WSK erkennen - eher schon Ablehnung. Und das wird wohl kaum an der Informationspolitik liegen - MXL, kartsport.de und kart-magazin dürften auch hier bekannt sein...
Aber - wie gesagt - ich sehe das irgendwie als deutsches Problem - ähnlich wie dieses Hobbyfahrer-Chaos. In den meisten Ländern wirkt auch die untere Ebene auf mich weitaus organisierter und mehr focussiert auf den Wettkampf. Da ist das Ziel dann doch die nächste Clubmeisterschaft und nicht das bloße Im-Kreis-Fahren...
Aber warum das nun so ist - hmm...