Mein RMC-Blog 2008

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bora33
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Mein RMC-Blog 2008

Beitrag von bora33 »

Mein RMC-Blog 2008

Der Saisonauftakt 2008 ist Geschichte. Das größte Starterfeld seit Bestehen der RMC in Deutschland hatte einen Saisonauftakt nach Maß, die Kartanlage in Wackersdorf bildete den dazu angemessenen Rahmen.

Ich, als „ganz kleiner“ Teilnehmer berichte hier mal das Erlebte aus meiner Sicht. „Klein“ meine ich nicht im Sinne meiner Körpergröße, klein auch nicht in Bezug auf mein Alter (39 – eher untypisch für das Feld), sondern angesichts meines materiellen, personellen und finanziellen Aufwands.


19. – 20. April 2008, Kart-Trophy –Weiß-Blau, noch 2 Wochen bis zum Start der RMC

Die Idee hatten wohl viele, die die diesjährige RMC bestreiten: Durch eine geschickte Terminplatzierung nennen in der NAVC Kart-Trophy Weiß-Blau 17 Teilnehmer in der ROTAX-Klasse. Endlich wird die Serie angenommen, was ich ihr von Herzen wünsche. Das Umfeld ist familiär, die Organisation professionell. In der Schalterklasse wird die maximale Starterzahl von 34 erreicht – Hut ab!

Komme am Samstag morgens an mit meinem knapp 8-jährigen Sohn. Will sich das Ganze mal anschauen. Das Wetter ist mies und des regnet in Strömen. Das Fahrerlager ist bereits bumsvoll. Darf mir nach einem Gespräch mit Rennleiter Peter Meier einen „Logenplatz“ im Fahrerlager nehmen, da mir wichtig war, dass mein Sohnemann nicht immer zwischen oberem und unterm Fahrerlager hin- und her rennen muss. Eltern haben für so was halt Verständnis. Die Straße dazwischen wird von ortsansässigen gelangweilten Jungspunden gerne als Rennstrecke missbraucht.

Erste Bewährungsprobe für mein neues Zelt von http://www.faltzelt.de. Den Platz teile ich mir mit einem Freund aus der Szene. Haben uns in der KTWB vor Jahren kennengelernt. Bin noch nie im Regen gefahren, wenn es richtig schifft, nur mit Slicks auf feuchter, abtrocknender Bahn. Bin zuerst langsam, haue aber im Gegensatz zu einigen „Könnern“ nicht gleich in der ersten Kurve mein Kart ins Kiesbett. Macht tierisch Spaß. Kein Dreher, kein Anschlagen. Morgen ist schönes Wetter angesagt. Putze am Abend das total versiffte Kart und baue um auf Trocken. Abends in der Brauerei Jacob mit Sohnemann. Kartfahren scheint ihn noch nicht so zu begeistern. Auch gut, muss also mein Budget (noch) nicht teilen :D.

Am Sonntag erstes freies Training mit Slicks auf feuchter Bahn. Im 2. freien Training dann in der dritten Runde das Aus – Kolbenreiber. Mein erster in sieben Jahren ROTAX-Fahren. So eine Sch…. Vom Veranstalter erhalte ich bis auf die Versicherungsprämie mein Startgeld zurück. Wow! Dürfte einmalig sein. Bekomme noch das Angebot , einen Leihmotor draufzuschrauben, da ich aber nicht weiß, ob es am Motor lag, oder an der Kraftstoffversorgung, will ich kein Risiko eingehen. Eine richtige Entscheidung, wie sich zu Hause rausstellen wird.

Motor ist am Montag Abend bei der Post und am Mittwoch bei Prespo. Samstag Mittag steht er wieder bei mir zu Hause und wird aufs (blitzblank geputzte) Kart geschraubt. Nochmals vielen Dank an Jürgen Schönberger von Prespo für die fixe Arbeit. Service: Note 1. Gott sei Dank war am Zylinder nix.


28. April 2008, Montag Nachmittag in einem Garten in München….

Da ich nicht so krank bin, an einem RMC-Wochenende zu versuchen, einen Motor in der ersten Sitzung einzufahren, müssen meine Nachbarn dran glauben. Der erste Turn wird im Garten stattfinden (auf dem Wagen natürlich!). Alte Bremsbeläge drauf, Sprit rein, Kühler zukleben und los geht’s. Mann ist das laut. Geht aber gut. Motor fühlt und hört sich gesund an. Die Stimmung steigt wieder.


30. April 2008, Wohnmobil-Übernahme vom Schwiegerpapa.

Gerade aus Portugal zurückgekehrt, bekomme ich mein „Motorhome“. Karman Colorado und ideal für die Rennen. Mein Schwiegervater vertraut ihn mir immer blindlings an. Dafür kümmere ich mich um die Technik und Instandhaltung. Ein paar Kleinigkeiten sind zu erledigen, dann geht´s los.


1. Mai 2008, Packen

Warum braucht man immer so viel Zeug, für so kleine Autos???


2. Mai 2008, der erste Tag

Es kribbelt seit dem Aufstehen. Morgens noch gemeinsames Frühstück mit meiner Familie. Ich drücke sie noch mal fest an mich. Um 8:30 Uhr geht’s dann endlich los. Wegen des Brückentages ist der Verkehr vernachlässigbar. An einem normalen Freitag aus München raus zu fahren ist normalerweise die Höchststrafe.

Dann Ankunft in Wackersdorf. Es geht also noch voller! "Breitensport" mit Trucks und Sattelschleppern. Mannschaftsversorgung in Festzelten. Es wuselt wie im Bienenschwarm.

Mein Betreuer ist diesmal Ingo Emenegger und Roland Schneider, den ich noch aus Garchinger Zeiten kenne.

Zelt ist ruck-zuck aufgebaut und mein Arbeitsplatz eingerichtet. Als Reifen müssen alte MOJOs vom letzten Jahr zum Einrollen herhalten. Fahre noch einen ausgiebigen Turn ein. Motor läuft gut. Dann die ersten Anweisungen von Ingo. Wir schießen uns schnell aufeinander ein und nach 4 Stints fahre ich das Chassis, wie ich es bisher nicht kannte – wow! Ingo beobachtet mich an der Strecke und gibt mir wertvolle Tipps. Da ich nicht gesehen habe, dass er ein Fernglas bei sich hätte, muss er verdammt gute Augen haben….

Das Grundgerüst steht und ich putze für Samstag, wo erstmals nach Gruppen (CUP / WORLD) getrennt trainiert wird. Um 21 Uhr gehe ich ins obere Fahrerlager zu meinem Wohnmobil um zu Duschen. Super! Habe in der Aufbauhektik vergessen, die Heizung wieder an zu schalten. Also Essen warm gemacht, Bier eingesteckt und mit beiden Sachen runter zum Zelt vom Kartteam Kreutz, die mir letztes Jahr als Einsteiger Unterschlupf gewährt haben. Lasse mir von Michael Kreutz (sein Sohn Patrick Kreutz ist der amtierende RMC-Meister) die Erlebnisse aus dem Weltfinale in Dubai schildern.

Um 23 Uhr dann wieder hoch. Wasser ist mittlerweile warm, Duschen, Glotze (die Nachrichten schaffe ich noch, dann fallen die Augen zu) und ab in die Koje. Hoffentlich ist die Disco nicht wieder so abartig, wie letztes Jahr.


3. Mai 2008, zweiter Tag

Die Testerei geht weiter. Das Hochdruckgebiet und die rasch steigenden Temperaturen sorgen dafür, dass die Vergaser ständig angepasst werden müssen. Die Arbeit mit Ingo ist einfach klasse. Wir arbeiten konstruktiv zusammen. Ich sauge die Informationen in mich auf und sehe, dass ich seine Vorschläge umsetzen kann. Andererseits werde ich zu Phasen, wo die Bahn langsamer wird, immer noch schneller, d.h., ich reize das Potential noch nicht aus. Ich muss also materialtechnisch, aber auch fahrerisch noch die Grenze mehr ausloten. Nur: Dank Ingos Einstellanweisungen fahre ich das Chassis so kontrolliert, wie noch nie zuvor und gewinne daher immer mehr Vertrauen, mich ans Limit ranzutasten. Das Hauptproblem dabei: Ich fahre viel zu selten auf so großen Veranstaltungen, sprich auf so viel Gummi. Und da gehen halt auf einmal Sachen, die unter „Freizeit-Bedingungen“ nie gehen würden. Ein permanenter Lernprozess.

Ab Mittag dann neue Schlappen zum Ausarbeiten des „richtigen“ Setup. Teufel aber auch – verkehrte Welt: Dreht sich normalerweise immer die Frage um das „woher“ an Grip“, geht es nur noch um den Punkt, wie man den verd….. Grip los wird.


3. Mai 2008, 12:20 Uhr Reviereinweisung

RMC-Präsident Peter Kessler führt die Vorstellung des ganzen Teams und insbesondere des neuen Veranstaltungsleiters, Uwe Jäger, in bekannter und bewährter Art und Weise durch. Ab 15:00 Uhr beginnt der offizielle Teil, sprich Papierannahme, Technische Abnahme, Reifenausgabe.


3. Mai 2008, ab 15 Uhr Papierannahme, etc…

Als ich ans Büro ankomme, stehen vor mir geschätzte 100 Leute. OK, komme ich später wieder. Bei 170 Teilnehmern müssen es später ja weniger sein. Ich fahre meinen nächsten Stint. 2 Stellen auf der Strecke bereiten noch Probleme. Ich brauche jeden Kilometer.

Um 16:15 Uhr stehen gefühlte 300 Leute vor mir beim Rennbüro. Ich mache kehrt und arbeite am Kart weiter.

Letzter Stint des Tages. Kart liegt gut und meine Zeiten sind gleichmäßig. In den letzten 3 Runden mache ich jeweils eine Steigerung von 0,01 Sekunden, was man als „reproduzierbar“ bezeichnen könnte. Ingo, der draußen die Zeiten stoppt, denkt zunächst an einen Bedienfehler seiner Uhr, aber meine onboard-Messung bestätigt die Zeiten – geil!

Um 17:15 komme ich zur Papierabnahme. Vor mir stehen 58 Leute, davon etwa 35 Teilnehmer, der Rest sind wohl „Trostspender“. Es geht quälend langsam! Die Führerscheinstelle in München oder die Passstelle im Kreisverwaltungsreferat sind dagegen turbomäßig. Gegen 18:50 Uhr komme ich endlich dran und brauche 3 Minuten. Manche brauchten deutlich über 10 Minuten. In mir kocht es. Ich habe noch einen Berg Arbeit vor mir: Putzen, Aufräumen, Kart bekleben, Transponder befestigen (natürlich wieder mit anderem Halter!) Reifen montieren, technische Abnahme, Duschen, Essen machen (hatte 1 Müsli morgens und eine Wurstsemmel mittags). Ausruhen?!? Fehlanzeige! Braucht man nicht als Rennfahrer…

In der Warteschlange der technischen Abnahme fange ich an zu rechnen: Die offizielle Zeit für die Papierabnahme war von 15:00 – 18:30 Uhr, also 210 Minuten. Bei 170 Teilnehmern also je Teilnehmer ~ 1 Minute 15 sec. Das kann gar nicht gehen!

Natürlich ist es ein Unding, wie am Sonntag Abend von Peter Kessler zurecht kritisiert, seinen Unmut an den Damen der Papierabnahme abzulassen. Einen Punkt aber muss sich der Veranstalter an den Hut stecken lassen: Wenn ich mich rühme, „das größte RMC-Feld aller Zeiten“ (O-Ton Botho-Wagner) als Veranstalter unter meinen Fittichen zu haben, muss ich auch für genügend Ressourcen sorgen. Und da es erfahrungsgemäß zur ersten Veranstaltung bei der Bearbeitungsdauer länger dauert, ist das mit der vorhandenen Personalzahl selbst im optimalen Fall nicht zu bewerkstelligen. Ich hatte alle Papiere vorbereitet, griffbereit und es entstand bei mir keine Verzögerung. Laufzeit ~ 3 Minuten. Mein Vorschlag an den Veranstalter: 1. Mehr Personal, vorzugsweise 3 Schalter, Aufruf nach Klassen und Neulingen mit Tageslizenz, die Hilfestellung benötigen, gesondert aufrufen. Dass die Leute sauer werden, ist für mich daher nachvollziehbar, wenn auch nicht wirklich hilfreich. Das kann man besser machen!


3. Mai – ab 20: Uhr – Abendstimmung

Der organisatorische Teil ist erledigt. Ich erledige Restarbeiten, räume auf, mache mein Zelt zu. Als ich gerade hochgehen will, treffe ich Uwe Herzceg, Vater von Raphael, der in der Max-WORLD antritt. Wir verquatschen uns eine geschlagene Stunde. Ist ein sehr angenehmes Gespräch, das die Anspannung vom Tag nimmt. Es ist das, was ich immer gerne vom Rennplatz mitnehme: Den Austausch unter Gleichgesinnten. An dieser Stelle auch gleich eine Entschuldigung an alle anderen die man z.B. übers Forum kennt: Wenn ich manchmal kurz bin oder gleich wieder weiterlaufe, heißt das natürlich nicht, dass ich nicht Lust auf ein Gespräch hätte, aber manchmal ist der Kopf so voll mit anderen Gedanken rund ums Kart, dass das Gespäch leidet. Sorry!

Duschwasser ist diesmal schon warm, dann Essen, ein Gute-Nacht-Bier und ab in die Heia.


4. Mai – Tag der Wahrheit!

5:00 Uhr: Wache auf, um meinen Handy-Wecker zu kontrollieren, dass ich ihn richtig gestellt habe.

5:45 Uhr: Wache auf, um zu kontrollieren, dass ich beim Kontrollieren um 5:00 Uhr auch ja nichts verstellt habe.

6:20 Uhr: Wache auf, weil ich glaube, der Wecker könnte gleich läuten.

6:45 Uhr: Wecker klingelt – Scheiß-Teil!

Nach Frühstück runter zum Zelt, Sachen hergerichtet, und um 8:00 Uhr zur Fahrerbesprechung.

Warm-up: Motor ist zäh und läuft nicht richtig – ist ungefähr so wach, wie ich heute, als der Wecker klingelte. Temperatur passt nicht, Bedüsung zu konservativ – hatte wohl noch Schiss vom Klemmer vor 2 Wochen

Zeittraining: Neue Schlappen sind drauf. Kart ist nervös. Warum denn jetzt und vorher nicht? Mit dem Reifendruck war ich zu vorsichtig. Die schnellste Runde kommt zu spät, dann laufe ich auf ein Gruppe auf. Lasse mich zurückfallen, aber die Zeiten kommen nicht mehr. Die Quittung: 18. von 28. so habe ich mir das nicht vorgestellt.

Prefinale – 14 Runden: Als 18. stehe ich in Wackersdorf links. Wer die Strecke kennt, weiß: Das ist eher suboptimal. Da ich mein Umfeld nicht einschätzen kann, mache ich mir Sorgen, nicht wieder, wie letztes Jahr in der ersten Kehre zermalmt zu werden. Hilft aber nix. Rennleiter Tropp hält das grüne Schild zum Start der Motoren hoch und es geht los. Alles sortiert sich artig ein. In der 2. Runde folgt die Formation Lap, die meiner Meinung nach recht flott läuft. In der Kehre vor Start-Ziel zieht das Feld schon an und ich wette auf einen Startabbruch. Wette gewonnen. Gelblicht ist an und es gibt eine weitere Formation Lap. War ne Kann-Entscheidung. Ich denke der Rennleiter wollte zu Beginn ein Zeichen setzen und zeigen, dass er Disziplin verlangt – so soll es sein!

In der Kehre vor Start-Ziel stopft das Feld nochmals. Ich zwicke meinen Benzinschlauch zu wenig ab und komme natürlich, als die Lichter ausgehen bescheiden weg. Rechts zieht einer nach dem anderen durch, in der Rechtskurve nochmals 2. In der ersten Kehre gibt es ausgangs die obligatorische Rempelei, ich schlängele mich berührungsfrei durch, verliere aber nochmals 2 oder 3 Plätze. Gefühlsmäßig bin ich jetzt auf Platz 25, habe aber absolut keinen wahren Schimmer. Durch die 3 Einführungsrunden ist meine Motortemperatur zu hoch und mir fehlt es an Endleistung. Auf der Geraden ziehen mir die anderen daher weg. Nach RMC-Reglement muss Klebeband um den Kühler herumgeklebt werden, es ist also nicht gestattet, Klebestreifen abzuziehen. Ich versuche einen der beiden oberen Streifen etwas hoch zu rubbeln, dabei löst er sich aber vollends, weil er an den scharfen Kühlerlamellen einreißt. Ich ahne, dass meine Motortemperatur jetzt zu tief sinken würde und fange an, anzugreifen. Bedingt durch Überholmanöver und Ausfälle, schaffe ich es, mich wieder auf den 18. Platz zu bringen. Der erste Schuss ging also nach hinten los. Die Analyse zeigt: Ich habe meine schnellste Zeit mit zu kaltem Motor erst in der letzten Runde gefahren. Das muss ich für das Finale ändern!

Pause:

Gleich nach dem Rennen gibt es den obligatorischen Fototermin. Es gehört mit dazu und gibt einem schon auch ein wenig das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein. Der Termin ist Pflicht, bin aber gerne dabei. Danach spreche ich mit Ingo die Geschehnisse des Rennens durch. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass das Kart scheller aggressiv bewegt werden können muss. Da sich die Strecke durch die weiteren Rennen bis 15:40 Uhr aber weiterentwickelt, einigen wir uns auf 3 sehr kleine Änderungen: a) die Motortemperatur muss im Sollfenster gehalten werden, b) die Vorderachse braucht etwas mehr Agilität, c) das Griplevel der Reifen muss früher kommen. Die dazu gemachten Anpassungen waren marginal und sind für jemanden, der diesen Sport nicht betreibt nicht nachvollziehbar im Umfang ihrer Auswirkungen. Ein Freund von mir sagt immer, wenn ich ihm von solchen Details erzähle, dass mein Sport ihn in den Wahnsinn treiben würde. Es ist genau der Wahnsinn, den ich anscheinend brauche. Positiv: Bis auf einen Abdruck an einem Aufkleber des Frontspoilers hat mein Kart nicht einen Kratzer.

Finale – 18 Runden: Den Startplatz kenne ich jetzt schon ganz gut... Einführungs- und Formation Lap laufen diesmal besser, Start wird auch sofort freigegeben. Diesmal komme ich besser weg. Noch auf der Start-Ziel-Geraden kommen sich 2 in die Quere und befördern sich gegenseitig ins Aus. Gut – 2 weniger vor mir. Ich beherzige Ingos Ermahnung, von Anbeginn so aggressiv wie möglich zu fahren. Kart fährt wie auf einem Gleis. In der Kehre schnupft mich einer mit Vorderradbremse, bin machtlos. Aber den anderen komme ich locker hinterher und tanke mich innerhalb einer Runde dran. In der Kehre nach der 2. Gegengeraden überrumple ich 2. In der drauffolgenden Runde ist an gleicher Stelle wegen eines abgestellten Karts (wieder ein Platz nach vorne) Gelb, vor der Kehre aber vom Streckenposten versteckt gehalten grün. Mein Vordermann scheint zu schlafen und ich reiße ihn in der Kehre mit einem Ausbremsmanöver aus seinen Träumen. Dann lange Zeit keiner vor mir und ich ertappe mich, Fahrfehler zu machen. In der Kehre vorm Sprunghügel trickst mich Lars Joosten, Kombi, aus. Ich kann ihm aber leicht folgen. Ihm geht es genau wie mir. Hinterherfahren ist manchmal leichter. Ich erwische ihn 2 Runden später, als ich ihn vorm Sprunghügel ausbeschleunigen kann. Beim Rennleiter werden noch 6 Runden angezeigt. Hinter mir sind einige, die aufschließen. Ich spüre, dass ich meine Schlappen ordentlich rangenommen habe und versuche sie, mir etwas einzuteilen, in der Hoffnung, dass sie sich erholen. Ich bin mal eine Zeit lang auf Contis Rennen gefahren und die hatten diesen Effekt ganz ausgeprägt. Bei den MOJOs scheint es ähnlich, wenn auch weniger stark zu sein. Zwischenzeitlich überholt mich der Kombi-Kartfahrer wieder, ich kann dran bleiben, aber nicht mehr angreifen. Wenn ich mich richtig erinnere überholen wir gemeinsam noch einen Konkurrenten. Ich orientiere mich nunmehr nach hinten und beobachte meine Verfolger, die ich bis auf 2 Streckenabschnitte auf Distanz halten kann. Noch 2 Runden, noch 1, dann die Flagge…. Mit dem Kombi-Kartfahrer gibt’s ein Shake Hands wegen seines fairen Verhaltens. Beim Rausfahren von der Strecke zum Anstellen an der Waage, sehe ich, dass so viele vor mir gar nicht sind. Hinter der Mauer steht Manfred Brandl (Prespo), der mich gleich erkennt und mich begrüßt. Ich herze ihn spontan, weil sein flotter Service mir es erst letztendlich ermöglichte, mit meinem zuvor geschrotteten Motor überhaupt teilnehmen zu können. Ergebnis: Platz 9 von Startplatz 18 . Später Lob von Ingo Emenegger und Patrick und Michael Kreutz, der mich spontan zum Wechsel auf Intrepid anregt. Würde ich glatt machen, aber meine Mittel reichen dazu leider nicht. Außerdem: Ich habe für dieses Jahr Ingo zugesagt und was ich per Handschlag abschließe, halte ich ein. Wie man sieht, hat sich der Schritt ja auch gelohnt.


Fazit:

Ich bin und bleibe ein Underdog im mittlerweile sehr professionellen RMC-Umfeld. Meine Mittel sind winzig im Vergleich zu anderen. Dennoch: Es macht Spaß, die Leute sind freundlich. Hat man Material und Einstellungen, die es einem ermöglichen, mitzuschwimmen, bekommt man viele Zweikämpfe, die, wie ich es im Senior CUP erleben durfte, fair ablaufen. Ich fühle mich im hinteren Drittel eines startenden RMC-Feldes mittlerweile sicherer, als am Wochenende beim freien Fahren auf irgendeiner Bahn. Das Hobby ist damit nicht billiger geworden, aber es versetzt mich in die Lage meinen Kopf innerhalb einiger Tage so komplett vom Alltagsgeschehen zu befreien, wie es sonst nur 2 Wochen Urlaub auf der Insel schaffen.

So wie es ist, ist es genau richtig!
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crg_racer
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RE: Mein RMC-Blog 2008

Beitrag von crg_racer »

Sehr intressant zu lesen, vorallem da ich auch Rotax fahre und mit dem Gedanken "RMC" spiele.

Danke :D
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Hetho
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Beitrag von Hetho »

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da kommt man echt ins Schwärmen
An alle die vor mir sind: "Danke für den Windschatten!"
T2S
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Beitrag von T2S »

Yepp ! Lustig geschrieben.
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Maranello Mecki
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Beitrag von Maranello Mecki »

bora, bora oder wie heißt die insel? :tongue:
sehr gut, gratulation
jetzt werd ich mich ja erst recht anstrengen dich auf der piste zu einem kleinen duell zu treffen ;)
toller beitrag, hab richtig mitgefiebert 8)
schau mal rein
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mfg MECKI
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bora33
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Beitrag von bora33 »

Warst du vor Ort? Hab dich nicht gesehen.
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Maranello Mecki
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Beitrag von Maranello Mecki »

:tongue: das mitgefiebert bezog sich auf deinen bericht, so realistisch geschrieben, ;)
nein ich war leider in stuttgart hab da beim XXL lutz das glücksrad moderiert X( - geldverdienen für mein nächstes rennen :D
wie siehts den bei dir aus die nächsten 2 wo.enden?
werd jetzt dann mit bernd klimm telefonieren, der die 2 maxen hat die letzte woche in liedolsheim leider etwas leiden mußten,
wenn die rechtzeitig fertig werden dann wollen wir dieses wo.ende fahren, wenn nicht, dann das nächste wo.ende
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bora33
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Beitrag von bora33 »

Hab ich heute auf http://www.motorsport-xl.de gefunden.

Ein Bild sagt manchmal mehr als 1000 Worte....

Bild
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Midnight
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Beitrag von Midnight »

Sehr schön geschrieben. Solche Berichte sollte es öfters geben :D
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schröder
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RE: Mein RMC-Blog 2008

Beitrag von schröder »

@ bora33

Ich als Bambini-Schrauber und Fan der "richtigen" 2-Takter habe faziniert deinen Beitrag gelesen.

Ist seit langem das Beste, was ich im Forum gelesen habe. Klasse Leistung im Rennen, Platz 9 ist ein Wort. Hoffe, dass du deine Eindrücke der weiteren Rennen schilderst.

Denn das, was ich hier gelesen habe, das ist von anderer Stelle das, was ich jedes Wochenende erlebe; kleines Budget und viel Herzblut. So soll es sein.


Schröder
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