Mehr Querbeschleunigung in engen Kurven ?

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Deki#91
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Mehr Querbeschleunigung in engen Kurven ?

Beitrag von Deki#91 »

Ich habe bei der letzten Ausfahrt im Herbst den Haftreibungskoeffizienten zwischen Reifen und Fahrbahn von 1,45 ermittelt. Dieser Wert ist sehr gering da auf dieser Kartbahn ich eigentlich der einzige Rennkartfahrer bin und dazwischen immer Leihkart fährt, somit absolut kein Gummi in den Kurven.

Laut AIM RaceStudio2 erreiche ich auf dieser Kartbahn eine Querbeschleunigung in engen Kurven (R=7m) von 1,7G und in weiten Kurven (R=33m) 1,54G.

Eigentlich sollte im Kartsport der Haftreibungskoeffizienten beinahe der Querbeschleunigung entsprechen und daher habe ich angefangen der Sache mathematisch nachzugehen.

Wenn ich annehme dass die Kurven eine Neigung von etwa 5° haben dann decken sich meine Berechnungen in weiten Kurven mit den Werten des Datarecording überein, in engen Kurven weichen meine Berechnungen ab.

Daher nehme ich an dass sich das Chassis in engen Kurven sozusagen "verkeilt" und durch diese geometrisch günstige Lage mehr Grip generieren kann oder hat AIM nur einen Berechnungsfehler ?

Hat das jemand von euch schon untersucht ?

Der MyChron5 hat keinen Beschleunigungssensor eingebaut oder ? Die Daten ermittelt er allein aus GPS ?! Nehme aber an dass die Leute von AIM das schon richtig programmiert haben dass das Teil relativ genaue Werte berechnet. Habe nähmlich ein weiteres Problem dass in engen Kurven entweder Querbeschleunigung oder Geschwindigkeit mit meinen Berechnungen übereinstimmt, aber nie beide Werte. In weiten Kurven passt alles überein.
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pascaljackson
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Beitrag von pascaljackson »

[quote='Deki#91','index.php?page=Thread&postID=307250#post307250']Haftreibungskoeffizienten beinahe der Querbeschleunigung[/quote]das ist nur bei sehr kleinen Schräglaufwinkeln der Fall. Also nur solange im Latsch komplette Haftung besteht und keinerlei Gleiten. Dementsprechend auch nur bei sehr kleinen Lenkwinkeln. Um viel Seitenkraft aufzubauen, benötigt ein Reifen große Schräglaufwinkel. Woher diese komplett vereinfachte Aussage wieder kommt weiß ich nicht.
PSE
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Beitrag von PSE »

Wenn feste Körper aufeinander gleiten, erreicht man max. µ=1. Werte darüber resultieren durch Verzahnungseffekte, bzw. "Kleben" oder Anpresskraft.
Der Reibwert ist geschwindigkeitsabhängig und wird bei größeren Geschwindigkeiten kleiner, somit wir auch die erreichbare Querbeschleunigung kleiner.
Wie viel das beim Kart ausmacht, kann ich auch nicht sagen.
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Deki#91
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Beitrag von Deki#91 »

Stichwort "Anpresskraft" ist genau das richtige, in engen Kurven kann man anscheinend mehr Anpressdruck durch dynamsiche Radlastverteilung generieren (=hervorgerufen durch Abheben der HA).

Das der Reibwert mit der Geschwindigkeit abnimmt, dachte das könnte ich bei Geschwindigkeiten zwischen 40-80km/h ausser acht lassen. Aber vielleicht spielt das doch eine grössere Rolle.

Ich möchte in diesem Fall auch keine Doktorarbeit schreiben und detalierte mathematische Modellrechnungen aufstellen.

Dachte aber am einfachen Weg herausfinden zu können wieviel Querbeschleunigung in Abhängigkeit mit dem Reibwert auf einer Kartbahn möglich wäre.

Habe leider zu wenige Daten in diesem Zusammenhang gesammelt und der Winter ist heuer hier in der Alpenrepublik öde ... kaum Schnee und mir ist langweilig.
PSE
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Beitrag von PSE »

Zusätzliche Anpresskraft bekommst Du nicht beim Kart, das geht nur über Flügel oder Unterboden beim Rennwagen.
Durch die prinzipbedingte notwendige Entlastung des kurveninneren Hinterrades in engen Kurven hast Du die volle Last am kurvenäußeren Rad und
erhöht bei viel Gummi auf der Bahn den Verzahnungseffekt, bis ggf. die Karre kippt.
Im Normalfall sollte eigentlich die höchste Querbeschleunigung dann erreicht werden, wenn in weiteren Kurven alle 4 Räder am Boden sind und volle Auflagefläche haben,
funktioniert aber nur, wenn die Gummis im thermischen Arbeitsbereich sind und richtig kleben.
Dorfgarage
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Beitrag von Dorfgarage »

Wobei ja auch dann die Radlast nicht gleich ist...sobald Querbeschleunigung da ist, die vereinfacht am Schwerpunkt angreift, hast Du eine Hebelwirkung die eine dynamische Radlastveränderung an die kurvenäusseren Räder verursacht.
Die Grenze der maximalen Querbeschleunigung bestimmt immer was die kurvenäusseren Reifen an Querkraft übertragen können. Je besser die Verteilung auf alle 4 Räder ist, desto niedriger ist natürlich deren Querbelastung...
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